Syphilis: ein vernachlässigtes Problem

Die aktuelle Zika-Virus-Epidemie ist und bleibt ein großes Thema auf dem amerikanischen Kontinent. Doch gibt es dort noch ein weniger beachtetes, dafür aber mindestens ebenso schwerwiegendes Gesundheitsproblem für Schwangere und ungeborene Kinder: die Syphilis.

Nach aktuellen Angaben gab es 2015 über 33.000 infizierte Schwangere in Brasilien – 20 Mal mehr als noch vor 10 Jahren, Tendenz weiter steigend.

Syphilis wird durch eine Infektion mit dem Bakterium Treponema pallidum verursacht. Eine Ansteckung erfolgt meistens über ungeschützten Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person. Sie gehört damit zu den sexuell übertragbaren Infektionskrankheiten.

Bei etwa der Hälfte der Infizierten nimmt die Syphilis einen symptomatischen Verlauf, der im Endstadium chronisch werden und auch das Nervensystem betreffen kann.

Zu schweren Komplikationen führen Infektionen mit T. pallidum insbesondere während der Schwangerschaft, da der Erreger transplazentar von der Mutter auf den Fötus übertragen wird. Der Erreger zählt deshalb zu den sogenannten TORCH-Parametern, auf die eine Frau im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge getestet werden sollte. Mit der Zahl der an Syphilis erkrankten Schwangeren in Brasilien ist so auch die Zahl der während der Schwangerschaft infizierten Kleinkinder (< 1 Jahr) von knapp 5.800 (2005) auf rund 19.000 (2015) gestiegen. Diese kongenitale Syphilis kann mit schweren Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen des Embryos einhergehen. In bis zu 40% der Fälle kommt es laut Robert-Koch-Institut ohne Therapie zu Aborten, Fehlgeburten, Frühgeburten oder zum Tod des Babys kurz nach der Geburt. In Brasilien wurden im vergangenen Jahr über 1.300 Aborte und Totgeburten durch Syphilis registriert.

Im Vergleich: bis Anfang Dezember sind nach Angaben der WHO/PAHO in Brasilien für 2016 etwa 2.200 Fälle von Schädelfehlbildungen bei Neugeborenen durch kongenitale Zika-Virus-Infektionen gemeldet worden (was etwa einem Achtel der Zahl kongenitaler Syphilis-Fälle entspricht), 6 Neugeborene starben in der Folge.

Anstieg der Syphilis-Fälle auch in anderen Ländern

Und nicht nur Brasilien, sondern auch beispielsweise die USA und Deutschland verzeichnen einen Anstieg der Syphilis-Fälle in den letzten Jahren. Laut CDC wurden 2015 in den USA 36% mehr Fälle kongenitaler Syphilis diagnostiziert als noch 2011. Die Zunahme ging auch hier mit einem Anstieg der Infektionen unter Frauen um 55% einher (2011-2015). Das Robert-Koch-Institut verzeichnete einen Anstieg der gemeldeten Syphilis-Fälle in Deutschland um 19% bei Männern und 16% bei Frauen zwischen 2014 und 2015. In beiden Ländern liegen die absoluten Infektionszahlen von Frauen jedoch deutlich unter dem Niveau der Infektionszahlen von Männern. Insbesondere unter homosexuellen Männern breitet sich die Syphilis hier seit einigen Jahren wieder verstärkt aus.

Die in vielen Ländern beobachteten Zunahmen der Syphilis-Fälle lassen vermuten, dass der Umgang mit der Infektionskrankheit zu nachlässig ist. Maßnahmen zur Prävention, Diagnostik und Therapie der Syphilis bedürfen offenbar Verbesserungen. Bei frühzeitiger Diagnose kann die Syphilis noch sehr erfolgreich mit Antibiotika behandelt werden.

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