Entzündungshemmende TNF-α-Inhibitoren werden zur Behandlung unterschiedlicher chronisch-entzündlicher Erkrankungen eingesetzt. Doch die Medikamente wirken nicht bei jedem Patienten gleich. Therapeutisches Drug Monitoring, d.h. die regelmäßige Überwachung des Wirkstoffspiegels, unterstützt die Individualisierung der Behandlung und trägt so zu einem schnellen Therapieerfolg bei.

Therapien mit TNF-α-Inhibitoren und therapeutisches Drug Monitoring

Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, rheumatische Erkrankungen und auch Psoriasis gehen typischerweise mit Entzündungsprozessen im Körper einher, die durch den Botenstoff Tumornekrosefaktor α (TNF-α) ausgelöst werden. Seit Ende der 1990er bzw. Anfang der 2000er gibt es die Wirkstoffe Infliximab und Adalimumab: Monoklonale Antikörper, die die Bindung von TNF-α an seinen spezifischen Rezeptor verhindern, indem sie es selbst binden und auf diese Weise neutralisieren. Dadurch können diese sogenannten TNF-α-Inhibitoren als entzündungshemmende Medikamente eingesetzt werden.

TNF-α-Inhibitoren zählen zu den sogenannten Biologika/Biologics, Arzneimitteln, die aus biologischen Quellen, z. B. gentechnisch veränderten Organismen, stammen. Biologika ähneln dadurch körpereigenen Substanzen und können gezielt in die Regulationsprozesse des Körpers eingreifen. Da es sich bei den entsprechenden Medikamenten, wie Remicade® (Wirkstoff: Infliximab) und Humira® (Wirkstoff: Adalimumab), um sehr kostspielige, zum Teil auch intravenös verabreichte Präparate handelt, kommen die TNF-α-Inhibitoren vor allem bei denjenigen Patienten zum Einsatz, die auf die gewöhnlich verabreichten Therapeutika nicht ausreichend ansprechen oder bei denen diese aufgrund von Kontraindikationen nicht infrage kommen.

Soll ein Patient mit Infliximab oder Adalimumab behandelt werden,  muss die Medikamentendosierung individuell mit Blick auf eine optimale Wirkstoffkonzentration im Blut eingestellt werden, denn diese ist letztlich entscheidend für die Effektivität der Behandlung. Sie wird von unterschiedlichen Faktoren, wie Größe, Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen etc., beeinflusst und kann somit von Patient zu Patient trotz identischer Dosierung des Medikaments erheblich schwanken. Man spricht hier von der Pharmakokinetik eines Arzneistoffs, d. h. der individuellen Aufnahme und Verarbeitung des Wirkstoffes im Körper. Ein optimaler Wirkstoffbereich zeichnet sich dadurch aus, dass mit einer möglichst niedrigen Wirkstoffkonzentration im Blut eine maximale Besserung der Symptome erzielt wird. Die Überwachung des Wirkstoffspiegels erfolgt im Rahmen des  sogenannten therapeutischen Drug Monitorings.

Testsysteme für das therapeutische Drug Monitoring

EUROIMMUN hat sein Portfolio um Testsysteme für das therapeutische Drug Monitoring erweitert und bietet als offizieller Distributor international die sogenannten MabTrack-ELISA des niederländischen Herstellers Sanquin Reagents an. Sanquin Reagents gilt aufgrund seiner langjährigen Erfahrung mit Biologics und der Beteiligung an zahlreichen wissenschaftlichen Studien als wichtiger Meinungsbildner im Bereich des therapeutischen Drug Monitoring. Das Produktangebot beinhaltet Testsysteme, die sowohl die spezifische Bestimmung der Konzentrationen von Infliximab und Adalimumab sowie deren Biosimilars (sehr ähnliche Arzneimittel, mit der gleichen Wirkweise wie das Originalprodukt) als auch den Nachweis von mit den Wirkstoffen interferierenden Antikörpern (Anti-Drug-Antikörper) erlauben. Als Probenmaterial dient Blutserum oder -plasma des Patienten.

Strategien des therapeutischen Drug Monitorings mit MabTrack-ELISA

Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) mit den MabTrack-ELISA erfolgt auf Basis zweier unterschiedlicher Strategien:

Beim proaktiven TDM erfolgt eine regelmäßige Überwachung des Wirkstoffspiegels auch bei Patienten, die auf die Therapie bereits gut ansprechen (Responder). Auf diese Weise können möglicherweise zu hohe, sogenannte supratherapeutische Wirkstoffspiegel frühzeitig erkannt werden, bei denen sich durch das Mehr an Medikament keine weitere Verbesserung der Symptome erzielen lässt. In solchen Fällen können die Einzeldosen verringert oder die Dosierungsintervalle vergrößert werden, um vor allem das Risiko möglicher Nebenwirkungen zu senken und Kosten und Zeit zu sparen.

Beim reaktiven TDM werden die Wirkstoffspiegel der Patienten kontrolliert, die nicht auf die Therapie ansprechen (Non-Responder). Hier gilt es herauszufinden, warum die Therapie nicht anschlägt. Beispielsweise kann die Wirkstoffkonzentration aufgrund der individuellen Pharmakokinetik trotz Gabe der empfohlenen Dosis noch unterhalb des optimalen Bereichs liegen.  Es sollten dann die Einzeldosen erhöht oder die Zeitintervalle zwischen den Gaben verringert werden. Liegt die Wirkstoffkonzentration unterhalb des kritischen Schwellenwertes von 0,5 µg/ml wird gemäß der auf die MabTrack-ELISA abgestimmten Strategie auf das Vorliegen von Anti-Drug-Antikörper  getestet.

Therapiemisserfolg wegen Anti-Drug-Antikörpern

Bei fast allen Patienten, die mit einer immuninterferierenden Therapie behandelt werden, entwickeln sich früher oder später Anti-Drug-Antikörper (ADA). ADA komplexieren spezifisch den Wirkstoff und eliminieren ihn vorzeitig aus dem Körper oder stören seine Wirkweise. Vor allem in hohen Konzentrationen können sie dazu führen, dass das entsprechende Medikament seine Wirkung verfehlt, sodass ein Medikamenten- bzw. Wirkstoffwechsel notwendig wird. Die Konzentration freier, nicht wirkstoffgebundener ADA gegen Infliximab und Adalimumab (oder deren Biosimilars) können mit den MabTrack-ADA-ELISA semiquantitativ und sensitiv bestimmt werden.

Take-Home Message

Für die Therapie mit TNF-α-Inhibitoren gibt es also kein Patentrezept. Zahlreiche Faktoren können die Wirksamkeit der Medikamente beeinflussen, weshalb die Behandlung jeweils individuell auf den Patienten zugeschnitten werden sollte. Hier hilft das TDM. Es ermöglicht, das Beste für den Patienten aus der Behandlung mit den Biologika herauszuholen.