Neue Muster in der ANA-Diagnostik

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Kürzlich wurden dem Klassifikationsschema des internationalen Konsenses für antinukleäre Antikörper (ANA)-Muster (ICAP, International Consensus on Antinuclear Antibody Patterns)1 drei weitere Fluoreszenzmuster zugeordnet.

ICAP ist eine Initiative internationaler Wissenschaftler mit dem Ziel, die Vielzahl der ANA-Muster einheitlich auszuwerten. ANA (antinukleäre Antikörper) sind Biomarker für verschiedener Autoimmunerkrankungen, wie z. B. Kollagenosen – etwa dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) – oder autoimmuner Lebererkrankungen wie der primär biliären Cholangitis. Damit ist der Nachweis von ANA ein wichtiger Bestandteil der Autoimmundiagnostik und stellt gerade im Bereich der Kollagenosen häufig den ersten Schritt in der serologischen Abklärung dar. Die Methode der Wahl für den ANA-Suchtest ist der indirekte Immunfluoreszenztest (IIFT) mit humanen Epithelzellen (HEp-2-Zellen). Je nach intrazellulärer Lokalisation ihres Zielantigens erzeugen ANA spezifische Fluoreszenzmuster, die erste Hinweise auf die Spezifität der Antikörper und mögliche Krankheitsassoziationen liefern.

2015 veröffentlichte der ICAP erstmals eine Nomenklatur und Klassifikation dieser Muster, um die Kommunikation zwischen Ärzten, klinischen Laboren und Wissenschaftlern zu erleichtern.2 Die Muster wurden dabei in die Hauptkategorien nukleär, zytoplasmatisch und mitotisch eingeteilt. Je nach klinischer Relevanz und Unterscheidbarkeit wurden sie zusätzlich in „Routine-Level“ (relativ leicht erkennbar) und „Experten-Level“ (feinere Differenzierung) unterteilt. Neben einem deskriptiven Namen erhielt jedes Muster einen fortlaufenden Code (AC, anti-cell), beginnend mit AC-0 (negativ) und AC-1 (nukleär homogen).

ICAP aktualisiert dieses Klassifikationsschema fortlaufend in Zusammenarbeit mit renommierten Wissenschaftlern und klinischen Laboren weltweit. Als Ergebnis des jüngsten ICAP-Workshops wurden nun drei weitere Muster in das bestehende System (bisher 29 Muster) aufgenommen.3

AC-30: Fein gesprenkelt mit mitotischer Platte

AC-30 ist eines dieser neuen Muster. Es entstand durch die feinere Unterteilung von AC-2 „dicht fein gesprenkelt“. Während AC-2 typischerweise mit Anti-DSF70-Antikörpern assoziiert ist, konnten bei unterschiedlichen Proben, die dem neuem AC-30-Muster zugeordnet wurden, in Folgetests verschiedene Antikörper nachgewiesen werden, darunter Antikörper gegen Nukleosomen, dsDNA, Ro/La, RNP/SM und Scl-70. Im Vergleich zu AC-2 zeigt sich das AC-30-Fluoreszenzmuster auf Hep-2-Zellen durch eine höhere Homogenität der Sprenkel in Größe und Helligkeit, was zu einem insgesamt „glatteren“ Bild führt. Beiden Mustern ist die positive Reaktion der mitotischen Platte gemein, die sie von anderen gesprenkelten Mustern, wie AC-4 unterscheidet. Auch hier zeigt sich AC-30 glatter und gleichmäßiger in der Anfärbung der Metaphase. AC-30 trägt den offiziellen Namen „fein gesprenkelt mit mitotischer Platte“ (fine speckled with mitotic plate) und wird als weiteres Experten-Level-Muster in den Klassifikationsbaum unter der Routinekategorie AC-2/30 „nukleär gesprenkelt mit mitotischer Platte“ eingeordnet. Auch klinisch ist die Unterscheidung zwischen AC-2 und AC-30 von Bedeutung: Während AC-2 meist mit Anti-DFS70-Antikörpern assoziiert ist – die in Abwesenheit anderer ANA gegen das Vorliegen einer systemischen Autoimmunerkrankung (SARD) sprechen –, weist AC-30 häufiger auf krankheitsassoziierte Autoantikörper hin.

A: Hep-2-Zellen mit Anti-DSF70-positiver Probe zeigen das typische AC-2-Muster mit einem dich fein gesprenkelten nukleären Muster in der Interphase und angefärbter Metaphase. B: Das AC-30-Muster auf den Hep-2-Zellen wurde mit einer Probe erzeugt, bei der monospezifisch Anti-Nukleosomen- und Anti-dsDNA-Antikörper nachgewiesen und Anti-DSF70-Antikörper ausgeschlossen wurden. Die nukleären Sprenkel erscheinen homogener in Größe und Helligkeit. Auch die Metaphase zeigt sich glatter angefärbt.

 

AC-31: Unzählige diskrete Sprenkel

Mit AC-31 wurde die bereits 2013 beschriebene Variante des AC-4-Musters als eigenständiges neues Muster eingeführt. AC-31 unterscheidet sich vom fein und glatt gesprenkelten nukleären Muster des AC-4 durch eine Vielzahl diskreter, winziger Punkte. AC-4 kommt im Routinelabor recht häufig vor und ist mit einer breiten Palette von Antikörper assoziiert (z. B. gegen SS-B/La, Mi-2, TIF1y, TIF1b und Ku). AC-31 weist eine starke Assoziation mit Anti-SS-A/Ro60-Antikörpern auf. Es wurde nun als Muster „Unzählige diskrete Sprenkel (Myriad discrete speckled)“ auf Expertenlevel unter dem Routinelevel AC-4/-5/-31 „Nukleär gesprenkelt“ eingeordnet. Die Zuordnung von Anti-SS-A-Antikörpern zu AC-31 einerseits und von Anti-SS-B zu AC-4 andererseits muss sich in der Praxis erst noch bewähren, da Erfahrungswerte zeigen, dass diese Antikörper häufig gemeinsam auftreten. Nicht zuletzt aus diesem Grund erweist sich die Unterscheidung von AC-4, -5 und -31 (Expertenlevel) selbst für erfahrene Beurteilende als herausfordernd.

C: Hep-2-Zellen mit fein und glatt gesprenkelt angefärbten Zellkernen in der Interphase und ungefärbter Metaphasenplatte zeigen das Muster AC-4. D: Mit einer Anti-SS-A- positiven Probe wurde das AC-31-Muster auf den Hep-2-Zellen beobachtet. Die Anfärbung der Hep-2-Interphasenzellkerne zeigt unzählige diskrete Sprenkel und stellt sich weniger glatt als bei AC-4 dar. Die Metaphase ist ebenfalls ungefärbt.

 

AC-XX: Nicht klassifiziert

Mit der Einführung des Musters AC-XX können nun auch Muster erfasst werden, die im ICAP-Klassifizierungsschema noch nicht enthalten sind. Dies ermöglicht die Sammlung von Daten zu solchen Mustern, um immunologische und klinische Zusammenhänge zu erforschen, etwa im Rahmen des ICAP CIC-Projekts (Clinical and Immunological Characterization). Ein vertieftes Verständnis dieser Muster trägt zur Weiterentwicklung der Diagnostik von Autoimmunerkrankungen bei.

Der aktuelle Klassifikationsbaum mit allen Mustern ist verfügbar unter: www.anapatterns.org sowie auf unserem Poster: „Strategie zur Bestimmung von Autoantikörpern gegen Zellkerne (ANA) und Cytoplasma-Bestandteile

Trotz der inzwischen 31 differenzierbaren ANA-Mustern ist für die Routine-Labordiagnostik in der Regel die Angabe des Routine-Levels ausreichend, da eine nachfolgende Bestätigung und Differenzierung mit monospezifischen Tests erforderlich ist.

 

1 www.anapatterns.org

2 Chan EK et al. Report of the First International Consensus on Standardized Nomenclature of Antinuclear Antibody HEp-2 Cell Patterns 2014-2015. Front Immunol. 6:412. (2015) doi: 10.3389/fimmu.2015.00412.

3 Andrade LEC et al. Reflecting on a decade of the international consensus on ANA patterns (ICAP): Accomplishments and challenges from the perspective of the 7th ICAP workshop. Autoimmun Rev. 23(9):103608. (2024) doi: 10.1016/j.autrev.2024.103608.

 

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