Anti-Laminin-β4-Autoantikörpern auf der Spur

Gemeinsam ans Ziel

Eine langjährige Forschungskooperation zwischen Euroimmun und der Universität Lübeck erzielte entscheidende Fortschritte beim Verständnis des Anti-p200-Pemphigoids, einer seltenen blasenbildenden Autoimmunerkrankung der Haut. Wie aus den jüngsten Veröffentlichungen des Forschungsteams hervorgeht, konnte die Laminin-Untereinheit beta 4 (Laminin β4) als Schlüsselautoantigen identifiziert werden. Außerdem wurde die pathogene Wirkung von Anti-Laminin-β4-Antikörpern gezeigt sowie ein standardisierter indirekter Immunfluoreszenztest (IIFT) für ihren Nachweis vorgestellt.

Eine unterdiagnostizierte Erkrankung

Das Anti-p200-Pemphigoid ist eine bullöse Autoimmundermatose (autoimmune bullous dermatosis, AIBD), bei der von einer starken Unterdiagnostik bzw. häufigen Fehlklassifikation als andere AIBD ausgegangen wird. Wie auch andere Pemphigoid-Erkrankungen ist es durch subepidermale Blasen auf der Haut und den Schleimhäuten gekennzeichnet. Betroffene Patienten produzieren Serum-Autoantikörper gegen ein 200-kDA-Protein an der dermo-epidermalen Junktionszone, bei dem man zunächst davon ausging, dass es sich um die Laminin-Untereinheit gamma 1 (Laminin γ1) handelte. Die Tatsache, dass Anti-Laminin-γ1 in vivo keine pathogene Wirkung aufweist, ließ allerdings Zweifel daran aufkommen, dass Laminin γ1 als einziges oder primäres Antigen für die Krankheitsentstehung verantwortlich ist. (1)

Identifikation eines neuen Zielantigens

2023 konnte das Forschungsteam dann mithilfe von Immunpräzipitation, Massenspektrometrie und Immunblot Laminin β4 als neues Zielantigen mit hoher Krankheitsspezifität für das Anti-p200-Pemphigoid identifizieren. Laminin β4 ist ein Strukturprotein in der Basalmembranzone der Haut. Anti-Laminin-β4-Reaktivität wurde bei allen Patienten mit Anti-p200-Pemphigoid festgestellt, nicht aber bei Patienten mit anderen AIBD oder bei Kontrollproben Gesunder, was die hohe Sensitivität und Spezifität von Anti-Laminin-β4-Autoantikörpern beim Anti-P200-Pemphigoid herausstellt. (1)

Nachweis der pathogenen Wirkung von Anti-Laminin-β4-Antikörpern

In Studien wurde das pathogene Potenzial von Anti-Laminin-β4-Antikörpern sowohl in vitro als auch ex vivo nachgewiesen. Zuerst aktivierten die Anti-Laminin-β4-Immunkomplexe menschliche Leukozyten, wodurch eine hohe Konzentration gewebeschädigender Moleküle freigesetzt wurde. Anschließend induzierten Anti-Laminin-β4-Autoantikörper der Patienten eine Spaltung der Kryosektionen menschlicher Haut – eine Wirkung, die der anderer Pemphigoid-Autoantikörper ähnelt. Bei Anti-Laminin-γ1-Antikörpern war dagegen keine derartige Wirkung zu verzeichnen. Zusammengenommen sprechen diese Ergebnisse dafür, dass es sich bei Laminin β4 um das Hauptautoantigen bei dieser Erkrankung handelt. (2)

Autoantikörper am Blasenboden

In der Immunfluoreszenzdiagnostik gehört Spalthaut zu den wichtigsten Substraten für den Autoantikörpernachweis bei Verdacht auf eine Pemphigoid-Erkrankung. Bei dieser Technik werden menschliche Hautproben mit Salzlösung künstlich entlang der dermo-epidermalen Junktion gespalten. Anti-Laminin-β4-Autoantikörper binden an der dermalen Seite der Spalthaut, wodurch ein Färbemuster am Blasenboden entsteht. Bei epidermal bindenden Autoantikörpern ist im Gegensatz dazu eine Färbung des Blasendaches zu erkennen. Neben Anti-Laminin-β4-Autoantikörpern verursachen jedoch auch andere Autoantikörper eine Färbung an der dermalen Seite. Dazu zählen vor allem Anti-Kollagen-Typ-VII- und Anti-Laminin-332-Antikörper, die bei Epidermolysis bullosa acquisita (EBA) beziehungsweise einer Unterform des Schleimhautpemphigoids, dem Anti-Laminin-332-Schleimhautpemphigoid, vorkommen. Eine Differenzierung zwischen diesen drei Autoantikörpern ist mit einem gewebebasierten IIFT nicht möglich.

Zuverlässiger Nachweis von Anti-Laminin-β4-Antikörpern

Für den zuverlässigen monospezifischen Nachweis von Anti-Laminin-β4-Autoantikörpern entwickelte das Forschungsteam basierend auf der innovativen Technologie von Euroimmun einen IIFT mit rekombinanten Zellen (RC-IFA). Neben Kontrollzellen werden im Anti-Laminin Subunit Beta 4 (LAMB4) IIFT (Produkt nur für Forschungszwecke) transfizierte Laminin-β4-exprimierende HEK293-Zellen als Substrat für den Nachweis eingesetzt. Die Auswertung des Tests mit Proben von Patienten mit Anti-p200-Pemphigoid und Kontrollseren bestätigte, dass dieser den hochsensitiven, spezifischen und standardisierten Nachweis von Anti-Laminin-β4-Autoantikörpern ermöglicht. (3)

Auf dieser Grundlage wurde ein Mosaik-IIFT entwickelt, der die Differenzierung zwischen den drei wichtigsten dermal bindenden Autoantikörpern ermöglicht. Das Dermal Binder Mosaic 1 (Produkt nur für Forschungszwecke) umfasst Kontrollzellen sowie transfizierte Zellen, die jeweils Laminin β4, Laminin 332 und Kollagen Typ VII exprimieren. Die Substrate werden gleichzeitig inkubiert, was eine effiziente Multiparameter-Analyse ermöglicht.

Förderung zukünftiger Erforschung des Anti-p200-Pemphigoids

Diese neuen Testsysteme sind wichtige Werkzeuge, um die Forschung im Bereich der Immunpathogenese des Anti-p200-Pemphigoids voranzubringen. Da das Anti-p200-Pemphigoid die häufigste mit dermal bindenden Autoantikörpern assoziierte Pemphigoid-Erkrankung ist (4, 5), ist ein Verständnis der molekularen Grundlage von essenzieller Bedeutung. Wir freuen uns, unsere Forschungszusammenarbeit mit der Universität Lübeck fortzusetzen, um die Rolle von Anti-Laminin-β4-Autoantikörpern noch tiefergehender zu untersuchen und unsere Erkenntnisse klinisch nutzbar zu machen.

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Lesen Sie unseren ausführlichen Artikel über Anti-Laminin-β4-Antikörper in Clinical Laboratory International (auf Englisch).

 

 

[1] Goletz S, Pigors M, Lari TR, et al. Laminin is a constituent of the cutaneous basement membrane zone and additional autoantigen of anti-p200 pemphigoid. JAAD Vol 90, Issue 4, 2024, Pages 790-797. doi.org/10.1016/j.jaad.2023.11.014.

[2] Pigors M, Goletz S, Wang Y, et al. Anti-Laminin β4 IgG Drives Tissue Damage in Anti-p200 Pemphigoid and Shows Interactions with Laminin α3 and γ1/2 Chains. J Invest Dermatol. 2025 Apr;145(4):821-830.e3. doi: 10.1016/j.jid.2024.08.004. 

[3] Goletz S, Probst C, Komorowski K, et al. Sensitive and specific assay for the serological diagnosis of anti-p200 pemphigoid based on the recombinant laminin β4 subunit. Br J Dermatol, Vo 191, Issue 1, July 2024, Pages 140–141. org/10.1093/bjd/ljae136

[4] Lau I, Goletz S, Holtsche MM, et al. Anti-p200 pemphigoid is the most common pemphigoid disease with serum antibodies against the dermal side by indirect immunofluorescence microscopy on human salt-split skin. J Am Acad Dermatol. 2019 Nov;81(5):1195-1197. doi: 10.1016/j.jaad.2019.03.077.

[5] Rai R, Anand JB, Shanmugasekar C et al. Anti-P 200 pemphigoid – The most common floor binding subepidermal autoimmune bullous disease in a tertiary care center in south India. Indian J Dermatol Venereol Leprol. 2021 Nov-Dec;87(6):787-791. doi: 10,25259/IJDVL_79_20.

 

 

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