Aufatmen in der Erkältungssaison: Grenzen Sie Keuchhusten frühzeitig von anderen Hustenerkrankungen ab!

Die durch die Corona-Schutzmaßnahmen bedingte „Atempause“ bei Keuchhusten ist wohl endgültig vorüber: In vielen Ländern kehren die Fallzahlen zum Niveau vor der SARS-CoV-2-Pandemie zurück, und die Summe der gemeldeten Fälle in diesem Jahr ist bereits weitaus höher als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres.

In Deutschland konnte zudem ein weiterer vorübergehender Trend beobachtet werden: Laut Robert Koch-Institut wurde 2022/2023 eine deutliche Zunahme von Keuchhusten-Erkrankungen vernommen, die nicht durch den klassischen Keuchhusten-Erreger Bordetella (B.) pertussis, sondern durch B. parapertussis ausgelöst wurden und die präpandemischen Fallzahlen übertraf. Der Anteil sei von weniger als zehn auf mehr als 50 Prozent angestiegen. Mögliche Gründe für den Anstieg könnten u. a. folgende sein:

  • Nachholeffekt: Weniger immune Personen nach der Corona-Pandemie
  • Verändertes Diagnostikverhalten: Vermehrter Nachweis von parapertussis durch breiteren Einsatz von Multiplex-PCR-Testung
  • Impfdefizit: Verzögerte Annäherung der Fallzahlen aufgrund einer ungleichen Immunisierung gegen die beiden Bordetella-Spezies (ausreichend wirksame Impfung nur gegen pertussis)

Nach aktuellen Zahlen des RKI setzte sich dieser Trend im Jahre 2024 allerdings nicht fort und der Anteil von B.-parapertussis-Infektionen sank wieder auf unter 10 Prozent.

Über Keuchhusten

Keuchhusten ist eine hochansteckende Atemwegsinfektion, die in den meisten Fällen durch die Bakterien-Spezies B. pertussis und seltener auch B. parapertussis verursacht und über Tröpfchen von Mensch zu Mensch übertragen wird.

Die Erkrankung ist trotz der insgesamt hohen Impfrate (gegen B. pertussis) nach wie vor eine der häufigsten Ursachen für impfpräventable Todesfälle weltweit. Ungeimpfte und unvollständig geimpfte Säuglinge unter einem Jahr sind am stärksten gefährdet, ernsthaft zu erkranken und zu sterben. Im Jahr 2018 meldete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit 151.074 Pertussis-Fälle und geschätzte 89.000 Todesfälle durch die Erkrankung.

In Folge einer B.-pertussis-Infektion treten nach einer Inkubationszeit von etwa 7 – 14 Tagen die ersten Symptome auf. Dabei gliedert sich die Erkrankung typischerweise in 3 Stadien:

  • Stadium catarrhale: Leichte grippeähnliche Symptome mit mäßigem Fieber; ca. 1 – 2 Wochen
  • Stadium convulsivum: Vermehrt nachts auftretende charakteristische Hustenanfälle (Stakkatohusten) mit dem typischen Keuchen, häufig mit Erbrechen von Schleim; ca. 4 – 6 Wochen
  • Stadium decrementi: Abklingen des Hustens; ca. 6 – 10 Wochen

Die typischen Symptome des Keuchhustens werden vor allem bei Kindern beobachtet. Da sich die Erkrankung bei Jugendlichen und Erwachsenen dagegen als lang andauernder Husten ohne die typischen Hustenanfälle äußert, ist die Labordiagnostik für die Befundung ausschlaggebend.

Diagnostik

In frühen Stadien der Erkrankung eignet sich bevorzugt der direkte Erregernachweis mittels Kultur oder PCR aus Nasopharyngealabstrichen für die Diagnostik einer Bordetella-Infektion. Ab dem Stadium convulsivum spielt die Serologie eine wichtige Rolle, da das Pathogen dann meist nicht mehr im Respirationstrakt nachweisbar ist.

Für den spezifischen Nachweis von Antikörpern gegen B. pertussis werden ELISA auf Basis von Pertussis-Toxin (PT) empfohlen.  PT wird im Gegensatz zu weiteren Bordetella-Antigenen, wie beispielsweise dem filamentösen Hämagglutinin (FHA), ausschließlich von B. pertussis gebildet und hat dadurch als hochspezifisches Antigen in der serologischen Diagnostik einen hohen Stellenwert.

EUROIMMUN bietet für die Diagnostik von Keuchhusten verschiedene Testsysteme an:

Direktnachweis

Bei akuten Infektionen liefert der Real-Time-PCR-Assay GeneProof Bordetella pertussis/parapertussis PCR Kit* zum Nachweis spezifischer Nukleinsäuresequenzen von B. pertussis sowie B. parapertussis schnelle und präzise Ergebnisse für eine frühzeitige und zielgerichtete Behandlung.

Antikörpernachweis

Der Anti-Bordetella-pertussis-Toxin-ELISA (IgG) und der Anti-Bordetella-pertussis-Toxin-ELISA (IgA) basieren auf nativem, hochgereinigtem PT als Zielantigen. Kreuzreaktionen mit B. parapertussis sind damit ausgeschlossen. Beide ELISA ermöglichen eine Quantifizierung der Antikörpertiter in internationalen Einheiten (IE/ml) gemäß dem WHO-Standard.

Zur Verfügung stehen außerdem zwei ELISA, in denen natives, hochgereinigtes Bordetella-FHA als Antigen zum Einsatz kommt, wodurch sowohl B.-pertussis– als auch B.-parapertussis-Infektionen sensitiv nachgewiesen werden können.

Die Nachweise von Anti-PT-IgA sowie Anti-FHA-IgA und -IgG sind vor allem bei unklaren Anti-PT-IgG-Titern zwischen 40 und 100 IE/ml hilfreich für die Diagnosestellung.

Der Linienblot EUROLINE Bordetella pertussis (IgG) ermöglicht darüber hinaus den parallelen qualitativen Nachweis von IgG-Antikörpern gegen PT, FHA sowie ACT (Adenylat-Zyklase-Toxin).

Automatisierung

Damit für einen unkomplizierten Ablauf in der Laborroutine gesorgt ist, stehen für die Durchführung der Testsysteme flexible Automatisierungslösungen von EUROIMMUN zur Verfügung, die entsprechend des Durchsatzes und der laborspezifischen Anforderungen eingesetzt werden können.

 

INFO: Die Immunantwort nach einer Impfung kann von der Immunantwort nach einer Infektion nicht unterschieden werden. Deshalb ist eine sichere Interpretation der Befunde nach einer Impfung mit azellulären Pertussis-Impfstoffen erst nach etwa einem Jahr möglich.

 

* Produkt hergestellt von GeneProof

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