Laktose-Intoleranz liegt uns in den Genen

Etwa jeder Fünfte in Europa und fast alle Erwachsenen in großen Teilen Asiens können es nicht – Milchzucker (Laktose) verdauen. Die Folge ist eine Laktose-Intoleranz. Diese ist eigentlich keine Erkrankung, sondern ein natürlicher Zustand bei Säugetieren: Mit der Entwöhnung von der Muttermilch sinkt die Aktivität des Verdauungsenzyms Laktase, das die Laktose in die zwei Einfachzucker Glukose und Galaktose spaltet. Im Erwachsenenalter erreicht die Aktivität der Laktase oft nur noch einen Bruchteil ihrer Aktivität im Säuglingsalter. Diese genügt nicht, um die Laktose, die über Milch oder Milch-haltige Lebensmittel aufgenommen wird, noch vollständig zu verdauen. Ungespaltener Milchzucker wird dann im Ileum und Dickdarm durch Bakterien fermentiert. Die entstehenden Gärungsprodukte führen zu unangenehmen Symptomen wie Übelkeit, Durchfall und abdominale Schmerzen. Später kann es in der Folge zu Mangelerscheinungen kommen, die sich z.B. in Abgeschlagenheit, Müdigkeit oder Depression äußern können.

Primäre und sekundäre Laktose-Intoleranz

Der natürliche Laktasemangel (primäre Laktose-Intoleranz) im Erwachsenenalter ist genetisch bedingt und mit bestimmten Genotypen zweier Polymorphismen (13910-C/T und 22018-G/A) im regulatorischen Bereich des Laktase-Gens (LCT) assoziiert: Soweit bisher bekannt, entwickeln homozygote Träger der „normalen“ (wildtypischen) 13910-C/C– oder 22018-G/G -Variante die Laktose-Intoleranz, während heterozygote Träger der Polymorphismen (13910-C/T oder 22018-G/A) nur in Stresssituationen oder bei Darminfektionen entsprechende Symptome aufweisen. Homozygote Träger des 13910-T/T– oder 22018-A/A-Genotyps hingegen bleiben auch als Erwachsene tolerant für Laktose und entwickeln keine Symptome. Diese Gen-Variationen stellen eigentlich den „mutierten“ Zustand dar und haben sich besonders in Bevölkerungsgruppen durchgesetzt, die eine lange Geschichte intensiver Milchwirtschaft haben, wie zum Beispiel in Europa.

Eine Laktose-Intoleranz kann aber auch sekundär auftreten, oft als Folge anderer Magen-Darm-Erkrankungen. Diese erworbene (sekundäre) Intoleranz ist in vielen Fällen nur vorübergehend. Damit diese Patienten Milchprodukte nicht ihr Leben lang unnötig meiden müssen, ist eine diagnostische Abgrenzung zwischen der primären (lebenslangen) und sekundären (vorübergehenden) Laktose-Intoleranz erforderlich.

Labordiagnostik der Lactose-Intoleranz

Klassische Testverfahren, wie der H2-Atem-Test oder der Blutzuckertest, unterstützen die Diagnose der Laktose-Intoleranz, können aber nicht zwischen den zwei Form unterscheiden. Mit molekulargenetischen Tests ist dies möglich.

Mit dem EUROArray Laktose-Intoleranz Direct können die Genotypen der zwei Polymorphismen 13910-C/T und 22018-G/A schnell und einfach bestimmt werden. Der Test ist direkt mit vorbehandelten Vollblut-Proben durchführbar, wodurch die zeit- und kostenaufwendige DNA-Isolierung entfällt. Im ersten Analyseschritt werden mit einer Polymerase-Kettenreaktion (PCR) Abschnitte des regulatorischen Bereichs des Laktase-Gens in der Probe vervielfältigt. Die PCR-Produkte werden während der Reaktion mit einem Fluoreszenzfarbstoff markiert. Im zweiten Schritt werden die PCR-Fragmente mit dem Microarray inkubiert. Auf diesem sind Sonden aus Allel-spezifischer DNA in Form runder Spots immobilisiert, die komplementär sind zu den möglichen Sequenzvariationen des DNA-Abschnitts, der in der PCR vervielfältigt wurde. Die Bindung eines fluoreszenzmarkierten PCR-Produkts an seine komplementäre Sonde wird über den EUROArrayScanner nachgewiesen, das Muster aller Spot-Signale wertet die EUROArrayScan-Software automatisch aus und leitet daraus den Genotypen des Patienten ab.

Auf diese Weise kann eine genetische Ursache der Laktose-Intoleranz mit großer Wahrscheinlichkeit bestätigt oder ausgeschlossen werden. In letzterem Fall ist bei gegebener klinischer Symptomatik eine (temporäre) sekundäre Ursache in Betracht zu ziehen.

Laktose-Intoleranz und Milch-Allergie

Nicht zu verwechseln ist die Laktose-Intoleranz mit einer Milch-Allergie. Diese basiert auf einer fehlgeleiteten Immunreaktion und der Bildung von IgE-Antikörpern gegen Milchbestandteile. Mithilfe der Allergiediagnostik auf Basis definierter Partial-Allergene (DPA-Dx) lässt sich genau feststellen, auf welche Proteine der Milch ein Patient – häufig sind es Kinder – allergisch reagiert. Aus dem Ergebnis kann der Arzt ableiten, ob zum Beispiel Kreuzreaktionen mit anderen Nahrungsmittelbestandteilen zu erwarten sind und ob Milch in gekochter Zubereitungsform möglicherweise toleriert werden kann.

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