Wege in den Beruf: Als promovierter Naturwissenschaftler in die freie Wirtschaft

Die Berufsmöglichkeiten für Naturwissenschaftler nahezu aller Fachrichtungen sind vielfältig. Die Gretchenfrage nach Abschluss des Studiums lautet: Wissenschaft oder Wirtschaft? Hochschulforschung oder eine Stelle in der Industrie? Attraktiv sind beide Wege. So ansprechend eine wissenschaftliche Karriere inhaltlich sein mag, stehen ihr oftmals finanziell überschaubare Kurzzeit-Verträge entgegen. Wissenschaftler in der Industrie erwartet in der Regel die Sicherheit eines unbefristeten Arbeitsvertrags.

Ist der Doktortitel notwendig?

Viele Naturwissenschaftler steigen erst nach der Promotion in den Beruf ein. So auch Dr. Oliver Sendscheid, der heute als Abteilungsleiter im Produktmanagement EUROIMMUN bei der Vermarktung der Produkte unterstützt und diese mit seinem Team erfolgreich auf dem Markt positioniert.

Bereits während seines Biologiestudiums wird ihm klar, dass er eine Karriere in der freien Wirtschaft der Universitätslaufbahn vorzieht. Auch wenn sich eine Promotion vor allem in der Forschung fast immer auszahlt, entscheidet sich Oliver bewusst für diesen Weg. Auf die Frage nach dem Warum antwortet er: „Nach dem Abschluss meines Diplomstudiengangs an der Universität Bonn hatte ich zwar das Gefühl, das wesentliche Handwerkszeug gelernt zu haben, aber selbst in der Diplomarbeit blieb kaum Zeit, tiefer in komplexe wissenschaftliche Themen einzutauchen. Obwohl mich die Forschungstätigkeit nie komplett erfüllt hat, wollte ich mich dieser Herausforderung stellen. Darüber hinaus war mir bereits damals bewusst, dass ein Doktortitel auch außerhalb der Universität Türen öffnen kann.“

Der Weg in die Industrie

Wie richtig er damit liegt, zeigt sich an seinem persönlichen Werdegang. Diesen erlebt er unter sehr unterschiedlichen Bedingungen. Zwischen der Abgabe seiner Doktorarbeit und der Verteidigung absolviert Oliver ein Praktikum im In-House Consulting beim Pharma- und Technologieunternehmen Merck in Darmstadt. Den Kopf vom Schreiben der Promotion noch auf absolute Analyse und Perfektionismus eingestellt, tastet er sich vorsichtig an die Industrie heran. „Ich wollte stets sichergehen, dass ich einen Prozess komplett verstanden hatte, bevor ich mich überhaupt zu Wort meldete. Ein Verhalten, dass ich bei vielen promovierten Wissenschaftlern zu Beginn ihrer industriellen Karriere beobachte. Ich persönlich konnte erst dann erfolgreich und begeistert im industriellen Umfeld agieren, nachdem ich meinen wissenschaftlichen Perfektionismus zumindest teilweise abgelegt hatte.“

Bei seiner zweiten Station und gleichzeitig seinem ersten Job als Produktmanager bei EUROIMMUN befindet er sich wieder auf nahezu gewohntem Terrain. Teilt er sich bei Merck noch mit ehemaligen Unternehmensberatungsmitarbeitern Büros, ist Oliver in Lübeck plötzlich wieder von Naturwissenschaftlern umgeben. Ein Umfeld, das ihn ein bisschen zurück in seine Komfortzone versetzt, ihm aber gleichzeitig die Möglichkeit gibt, Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzuentwickeln.

Produktmanager Messe

Wissenschaftlich präsentieren und betriebsökonomisch vermarkten

Nach weniger als zwei Jahren bekommt er das Angebot, eine neue Stelle als Scientific Affairs Director – auf Deutsch: Direktor für wissenschaftliche Angelegenheiten – in der EUROIMMUN US-Niederlassung in New Jersey anzutreten. „Eine große Chance, die ich bereitwillig ergriff, weil sie mir erneut erlaubte, über den Tellerrand zu schauen und meine Perspektive, sowohl beruflich als auch kulturell, zu erweitern“, so Oliver.

In den Vereinigten Staaten erwartet ihn beim Antritt seiner Stelle der vorerst letzte, im wahrsten Sinne, Kulturschock. Obwohl in seiner Position alle wissenschaftlichen Fäden zusammenlaufen, spielen in seinem Job betriebsökonomische Aspekte und Zahlen die größte Rolle. Die amerikanische Wirtschaftskultur muss Oliver erst verinnerlichen. Rückblickend stellt er fest: „Es dauerte gut ein Jahr, bis ich mich an das Umfeld und den neuen Fokus gewöhnt hatte.“

Zurück in der Hansestadt

Seit 2019 ist Oliver wieder zurück in Lübeck. Seine Entscheidung für eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft hat er nie bereut. Im Gegenteil. „Im Vergleich zur reinen Laborarbeit sehe ich die Abwechslung im Job vor allem im Praxisbezug der eigenen Arbeit, dem hohen Maß an Kundenorientierung und dem Arbeiten im Team. Während an der Uni häufig jeder für sich forscht, bearbeite ich im Unternehmen meine Themen und Aufgaben oft im Zusammenspiel mit anderen – da werden Ergebnisse diskutiert, Lösungsansätze gesucht. Ein neuer Blickwinkel hilft oftmals bereits aus einer schwierigen Situation hinaus.“ Zudem findet die Arbeit im Produktmanagement nicht nur in Teams, sondern häufig interdisziplinär und in Kooperationen über das eigene Unternehmen hinaus statt. Kommunikationsfähigkeit ist deshalb enorm wichtig. Auch Projekte zu managen oder ein Team zu leiten und zu motivieren, gehören heute zu Olivers Aufgaben. Dabei geht es auch in Lübeck international zu: Die interdisziplinäre Kommunikation findet im Wesentlichen auf Englisch statt. Entsprechende Sprachkenntnisse sind daher essenziell für einen Job im Produktmanagement bei EUROIMMUN. Oliver zumindest bereut seinen Weg in die Industrie nicht und hat insbesondere in der Mischung aus wissenschaftlichen und kommerziellen Fragestellungen seinen persönlichen Traumjob gefunden.

Danke Oliver, dass Du Deinen persönlichen Werdegang mit uns geteilt hast. Wir freuen uns, Dich als EUROIMMUNer wieder zurück in Lübeck zu haben und wünschen Dir weiterhin viel Erfolg bei Deinen Aufgaben im Produktmanagement.

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