Exoten unter den Emerging Diseases

Emerging Infectious Diseases – das sind neuartige Infektionskrankheiten des Menschen, die in einer Population entweder neu aufgetreten sind oder bereits existiert haben, dann jedoch in ihrer Häufigkeit oder geografischer Reichweite schnell zunehmen. Außerdem gehören zu den Emerging Disease solche Erkrankungen, die durch neu auftretende Krankheitserreger, ausgelöst werden.. Diese entstehen aus bislang für den Menschen ungefährlichen Bakterien oder Viren, die sich aber stetig genetisch verändern und weiterentwickeln und dadurch plötzlich für den Menschen gefährlich werden können. Manche stammen ursprünglich aus dem Tierreich und sind durch die genetische Veränderung auf einmal in der Lage, auch Menschen zu infizieren. Andere Erreger können sich von einem für den Menschen zunächst harmlosen in einen lebensbedrohlichen Krankheitskeim entwickeln.

Zwei der eher seltenen Exoten unter den Emerging Infectious Diseases sind die Bornavirus-Enzephalitis und das Krim-Kongo-hämorraghisches-Fieber.

Das Bornavirus (Borna disease virus 1, BoDV-1) wurde im Jahr 2018 als Ursache für schwere Gehirnentzündungen (Enzephalitiden) beim Menschen identifiziert, die bei drei Empfängern von Spenderorganen desselben postmortalen Organspenders auftraten [1, 2]. Nach zunächst grippeähnlichen Symptomen kommt es im Verlauf der Erkrankung zu schwerwiegenden neurologischen Manifestationen wie Verhaltensauffälligkeiten, Muskelzucken und Sprach- und Gangstörungen (Paresen). Die Erkrankung führte bisher in den meisten bekannt gewordenen Fällen innerhalb weniger Wochen nach Auftreten der ersten Krankheitsanzeichen zum Tod [3].

BoDV-1 ist als Erreger der Borna’schen Krankheit bei Pferden, Schafen und anderen Säugetieren in Mitteleuropa bekannt und kommt natürlicherweise bei Feldspitzmäusen (Crocidura leucodon) vor. Zu deren Verbreitungsgebieten zählen Regionen Bayerns, Baden-Württembergs (Nordosten), Sachsen-Anhalts, Sachsens (Westen) und Thüringens, aber auch Teile Österreichs, Liechtensteins und der Schweiz. Das BoDV-1 ist aber nicht identisch mit dem Bunthörnchen-Bornavirus (Variegated squirrel bornavirus 1, VSBV-1), welches 2015 nach dem Auftreten von tödlich verlaufenden Enzephalitiden bei drei Züchtern von exotischen Bunthörnchen (Sciurus variegatoides) in Sachsen-Anhalt entdeckt wurde [1, 4, 5].

Höchstwahrscheinlich steckt sich der Mensch über den Kontakt mit Ausscheidungen von infizierten Spitzmäusen an, z. B. über die Aufnahme von verunreinigten Lebensmitteln oder Wasser, durch Einatmen des Virus mit kontaminiertem Staub oder direkten Kontakt mit bzw. durch den Biss einer Spitzmaus. Es ist ebenso vorstellbar, dass bspw. Haustiere, die Spitzmäuse erbeuten, eine Rolle bei der Ansteckung des Menschen spielen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch gilt bislang als unwahrscheinlich. Andere Tiere als Spitzmäuse, wie infizierte Pferde, Schafe und andere Haus- und Heimtiere, scheinen ebenfalls nicht infektiös für den Menschen zu sein. [3]

Ein vor allem in Afrika, Osteuropa, Teilen Asiens und im Nahen Osten (Länder unterhalb des 50. Breitengrades) relevanter neuer Krankheitserreger ist das Krim-Kongo- Fieber-Virus (crimean congo hemorhagic fever virus, CCHFV) [6]. Das Virus wurde 1965 im damaligen Belgisch-Kongo erstmal isoliert, wobei Fälle menschlicher Ansteckung erstmalig bereits in den 1940ern auf der Krim erfolgten. Ungefähr jeder achte Infizierte entwickelt nach einer Phase unspezifischer Anzeichen, wie Fieber, Schüttelfrost und Kopfschmerzen, eine schwere Symptomatik mit multiplen Blutungen der Schleimhäute und Haut, Herzrhythmusstörungen und einer verringerten Zahl an Leukocyten und Thrombocyten im Blut. In bis zu 30% der schweren Fälle verläuft die Infektion tödlich [7].

Reservoir des CCHFV sind in erster Linie Zecken der Gattung Hyalomma, die das Virus bei einem Zeckenstich übertragen. Auch können sich Menschen durch den Kontakt mit virushaltigem Tierblut oder -gewebe bspw. im Zuge einer Schlachtung anstecken. Ebenso ist eine Mensch-zu-Mensch-Übertragung bei Kontakt mit Blut oder anderen Körperflüssigkeiten eines Infizierten möglich.

Bei EUROIMMUN wurde – auch in Zeiten, in denen sich fast alles auf SARS-CoV-2 konzentriert – fleißig weiterentwickelt, sodass nun neue Testsysteme für den Nachweis von Antikörpern sowohl gegen Bornaviren (den Anti-Bornaviren-IIFT, IgG; Bestellnr. FI 2620 G) als auch gegen CCHFV (Anti-Krim-Kongo-Fieber-Viren(CCHFV)-ELISA (IgG oder IgM; Bestellnr. EI 279a-9601 G oder M) zur Verfügung stehen. Damit ergänzt das Unternehmen sein bereits sehr breit aufgestelltes Infektionsparameter-Portfolio um zwei weitere Exoten.

Aufgrund der engen Verwandtschaft der Bornaviren, können mit dem Anti-Bornaviren-IIFT, der sowohl für Serum- als auch Liquorproben geeignet ist, auch Antikörper gegen andere humanpathogene Bornaviren wie dem VSBV-1 nachgewiesen werden. Derzeit ist der Immunfluoreszenztest jedoch nur für Forschungszwecke und nicht für die In-vitro-Diagnostik einzusetzen.

Der Anti-Krim-Kongo-Fieber-Viren(CCHFV)-ELISA (IgG oder IgM; EI 279a-9601 G oder M) basiert auf rekombinant hergestelltem Nukleocapsid-Protein von Krim-Kongo-Fieber-Viren und ist für den Nachweis humaner Antikörper der Immunglobulinklasse IgM oder IgG gegen Krim-Kongo-Fieber-Viren aus humanem Serum vorgesehen. Der Test ist CE-gekennzeichnet und damit zur Unterstützung der Diagnose einer CCHFV-Infektion geeignet. Er stellt eine wertvolle Ergänzung zum Erregerdirektnachweis dar. Erste Studiendaten zu den ELISA wurden kürzlich in einer Publikation in   in PLOS Neglected Tropical Diseases veröffentlicht [8].

[1] Tappe, D., et al. Sci Rep 9, 20154 doi:10.1038/s41598-019-56839-4 (2019). [2] Schlottau, K., et al. N Engl J Med 379:1377-1379 (2018). [3] RKI-Merkblatt – Informationen zur Vermeidung von Infektionen mit den Borna Disease Virus 1. Robert Koch-Institut, Berlin, (2019) [4] Pörtner, K., et al. Dtsch Arztebl 116(50) (2019). [5] Hoffmann, B., Tet al. N Engl J Med 373.  (2015). [6] Introduction to Crimean-Congo Haemorrhagic Fever. World Health Organization (2019). [7] Nasirian H. Comp Immunol Microbiol Infect Dis 69:101429 (2020). [8] Emmerich P., et al.  PLOS Neg Trop Dis https://doi.org/10.1371/journal.pntd.0009280 (2021).

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